In meiner Arbeit als Hundeernährungsberater und Tierheilpraktikerin, wendeten sich die Besitzer des Hundes Gray an mich. Zu diesem Zeitpunkt war der Mischling Gray schon 11 Jahre alt, ein kastrierter Rüde und wog ca. 23 kg. Als Junghund wurde er von der Straße in Bulgarien aufgelesen. Leider fehlt bei den Straßenhunden oft die Frühprägung auf den Menschen. Dann kommen diese bedauerlicherweise oft nicht mit dem Leben in der Zivilisation zurecht. Früher fütterten seine Besitzer Gray einfach Hundefutter aus der Dose, welches sie im Supermarkt kauften. Allerdings bekam Gray im Jahr 2020 ein entzündetes Leck-Ekzem am Bein. Immer wieder bekam er Magen-Darm-Probleme wie Magengeräusche, Flatulenzen, Durchfall, Grasfressen und Futterverweigerung. Grays Besitzer ließen sich von einem Hundeernährungsberater einen BARF-Plan erstellen. Dieser war bedarfsdeckend und es ging Gray viel besser, aber er hat bis heute immer wieder Durchfall, Magengeräusche und Bauchschmerzen. 2 bis 4 Mal im Monat verweigert er sein Frühstück und frisst Gras.
Aktuelle Futterration
Nun wendeten Grays Besitzer sich an mich. Ich schaute mir als Erstes seine aktuelle Futterration an. Diese war bedarfsdeckend und ausgewogen, allerdings nutzten die Besitzer rohes und gewolftes Fleisch. Das wird bei solch magen-darm-kranken Hunden oft nicht gut vertragen. Gewolftes Fleisch bleibt nicht lange genug im Magen und wird zu schnell, noch relativ wenig aufgeschlossen, in den Verdauungstrakt weitergegeben und verursacht dann diese Probleme. Da Gray auch schon ein Senior ist, habe ich das Garen der Ration empfohlen.
Das Diagramm der Versorgung zeigt, dass die Nährstoffe bedarfsdeckend eingestellt sind. Hier wird mit der App foodcalculator.de gearbeitet.
Gray bekommt nur 82 % der errechneten Energie. Da er aber normal gewichtig ist, gehe ich davon aus, dass er einen geringeren Energiebedarf aufgrund Kastration und Alter hat.
Im Zusammenhang mit anderen Symptomen müssten ggf. die Schilddrüsen- und Nebennierenwerte abgeklärt werden
Blutuntersuchung
Bei der Blutuntersuchung kam Folgendes heraus:
- Hämatokrit und Hämoglobinwert sind erhöht –> Hund trinkt wahrscheinlich zu wenig
- Eosinophile geben keinen Hinweis auf eine Allergie
- Monozyten sind erhöht, eventuell durch Cortisol –> Hund hat Stress?!
- die anderen Leukozyten sind im Referenzbereich
Stress zeigt sich häufig mit Verdauungs- und Magen-Darmproblemen (Bauch-Hirn-Achse).
Es wurde ein Kotprofil erstellt:
- Die Pankreas zeigt eine normale Verdauungsleistung.
- Im Kotprofil ist kein Parasitenbefall ersichtlich.
IBD ist eine chronische Darmentzündung
Immer wenn Verdauungsprobleme in Schüben auftauchen (also nicht dauerhaft, wie zum Beispiel bei einer Allergie) und die Hunde sonst keine auffälligen Werte zeigen, dann muss an IBD gedacht werden. IBD heißt Inflammatory Bowel Disease: auf Deutsch: chronisch-entzündliche Darmerkrankung. Ursachen dafür gibt es viele. Die Darmschleimhaut des Hundes wird längerfristig gereizt durch z. B. Parasiten wie Giardien. Bei anhaltender Reizung und damit Entzündung reagiert die Darmschleimhaut und verdickt bzw. vernarbt. Es entsteht eine chronische Entzündungen im Darm, die nicht mehr heilbar ist.
Auswirkungen einer entzündeten Darmschleimhaut
Wenn sich die Darmschleimhaut des Dünndarms entzündet und anschwillt, kann dies die Ausführungsgänge der Pankreas verschließen. Dies führt zu einem Rückstau und häufig sogar zu einer Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung) und einer eingeschränkten Verdauungsleistung.
Psychosomatische Ursachen für die chronische Magen-Darm-Entzündung?
Gray wurde in Freiheit geboren und hat, wie so viele Tierschutzhunde, Stress mit den neuen Lebensumständen. Wenn die Frühprägung auf den Menschen fehlt, kann es sein, dass Hunde in ihrer neuen Umgebung schnell gestresst sind. Doch was sind weitere Faktoren einer chronischen Darmentzündung?
Ursachen einer chronischen Darmentzündung
Hier gibt es mehrere Formen, die schleichend zur Erkrankung führen:
- Ausgelöst durch Unverträglichkeiten (technologische Zusatzstoffe, Futtermittel)
- Enterotoxine oder Parasiten (Giardien) zerstören die Darmschleimhaut
- mangelnde Ernährung des Mikrobioms
- Stress als Auslöser
- genetische Disposition
Chronische Darmentzündungen treten oft phasenweise in Schüben auf.
IBD beim Hund ist nicht heilbar
Die Diagnose IBD kann wie folgt erstellt werden:
- Endoskopie, Biopsie
- Ultraschall, Messung der Schleimhautdicke
- Einschätzen der Symptome und Vorgeschichte
- Entzündungswert CRP
- Ausschluss von Parasiten (Kotscreen)
- Ausschluss anderer Organerkrankungen (Blutbild)
Behandlung einer IBD
IBD ist zwar nicht heilbar, aber betroffenen Hunden kann oft geholfen werden und die Symptome können abgeschwächt werden, sodass der Hund wieder eine bessere Lebensqualität erreicht. Bei jedem Hund hilft oft etwas anderes. Denn jeder Vierbeiner ist anders.
Möglichkeiten der Behandlung der IBD sind:
- passende Diätetik
Unterstützung von Leber und Pankreas - Aufbau der Darmschleimhaut (Knochensuppe, Pferd/Ziege, Moro’sche Karottensuppe)
- Milieuveränderung
- Stressvermeidung
- Herausfinden, was ganz individuell bei Darmkrisen hilft.
Wie konnten wir Gray behandeln?
Gray konnten wir helfen, indem wir die Ration in Zukunft garen und besser stückiges Fleisch verwenden. Für chronische Darmprobleme kann man gut den Vitalpilz Hericium einsetzen, der dann später durch einen weiteren Pilz ergänzt wird.
Die Besitzer haben nochmals aktiv nach Ursachen für Stress gesucht und diesen weiter reduziert. Da sie nun auch wissen, dass diese Darmkrisen trotzdem immer mal wieder auftreten werden, sind sie selbst nun viel entspannter.
Gesundheits- und Hundeernährungsberater *In
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