Was hat die Ausbildung der Ausbilder (AdA) mit dem Hinduismus gemeinsam?
Eigentlich habe ich mich mit der ayurvedischen Ernährung beschäftigt. Aber sicher kennt das jeder von Euch: jede neue Information wirft auch immer wieder neue Fragen auf. Und so kam ich über Ayurveda zum Hinduismus und schließlich zu den Gunas, den drei Eigenschaften in der Natur: Sattva (Klarheit, Güte, Harmonie), Rajas (Rastlosigkeit, Bewegung, Energie) und Tamas (Trägheit, Dunkelheit, Chaos).
Bei diesen Eigenschaften bin ich auf eine Parallele mit den Teilnehmertypen gestoßen, die mir von meiner Dozentenausbildung bekannt waren – das Verhältnis von Lehrenden zu Lernenden, von Dozenten zu Teilnehmern.
Bei der Ausbildung der Ausbilder lernt man u.a. auch den Umgang mit dem (schwierigen) Seminarteilnehmer.
Die beste Ausbildung diesbezüglich konnte ich wirklich an den Volkshochschulen genießen. Diese bilden ihre Dozenten erstklassig aus, damit sie nicht nur das Wissen gut rüberbringen und alle Lerntypen bedienen können, sondern auch die Fähigkeit entwickeln, nicht an dem ewigen Nörgler zu zerbrechen.
An allen Schulen wird festgestellt, dass die Erwartungshaltung der Lernenden immer größer wird – leider bei abnehmender eigener Lernintensität.
Bei der Dozenten-Ausbildung wird gelehrt, dass sich eine Lerngruppe meist aus drei unterschiedlichen Teilnehmertypen zusammensetzt.
- Ein Drittel der Teilnehmer ist vom Dozenten und/oder dem Inhalt begeistert und bringt sich aktiv ein.
- Ein Drittel kommt gut mit und ist zufrieden.
- Ein Drittel ist unzufrieden mit dem Dozenten und/oder dem Inhalt, weil es zu schwer ist, zu schnell geht oder weil es zu langsam vorangeht und zu viel auf die Schwächeren Rücksicht genommen wird.
Die mittlere Gruppe die zufrieden ist, kann am besten entweder von der begeisterten Gruppe gepusht oder von der nörgelnden Gruppe heruntergezogen werden. Und genau das ist das Problem, ein faules Ei reicht, um das ganze Omelett schlecht werden zu lassen.
Zum Glück gibt es diese Einzelfälle selten. Als Dozent kann man sich an diese aber ein Leben lang erinnern. Und da diesen Beitrag wahrscheinlich viele meiner ehemaligen Seminarteilnehmer lesen werden, kann sich jeder auch mal zurückerinnern, in welchem Drittel er wohl war 😉
An dieser Stelle kommt nun auch der Hinduismus ins Spiel, bei dem sich die Grundlagen jeder Existenz (Gunas) ebenfalls in drei Drittel teilen: dem Tamas, Rajas und Sattva – jeder Mensch hat von jedem etwas, leider meist nicht ausgewogen genau gedrittelt und so kommen die Unterschiede im menschlichen Sein zum Tragen.
Sattva – verkörpert durch die Farbe weiß oder gelb, steht für Stabilität, Klarheit, Reinheit und Harmonie. Vertreibt das Dunkel und ermöglicht die Erkenntnis. Wenn jemand viel davon hat, zählt er zu den glücklichen Menschen, die beschwerde- und sorgenfrei durchs Leben gehen können (ich vergleiche es mit dem Lerntyp 2).
Rajas – verkörpert durch die Farbe rot. Verbunden mit den Eigenschaften dynamisch, kämpferisch, leidenschaftlich und steht für Lebenskraft und Energie. Zuviel davon ergibt den Menschen, der immer mehr möchte (ich vergleiche es mit dem Lerntyp 1).
Tamas – verkörpert durch die Farbe schwarz. Verbunden mit den Kriterien träge, statisch, zerstörerisch, hemmend, die Erkenntnis erschwerend. Zuviel davon ergibt den unzufriedenen und erfolglosen Menschen (ich vergleiche es mit dem Lerntyp 3).
Diese Parallele zwischen Teilnehmertypen und Gunas, von der ich total begeistert bin, wollte ich mit euch teilen und euch ermuntern: Jeder kann entscheiden, wieviel er von Sattva, Rajas oder Tamas besitzen möchte.
Mit diesem Vergleich schließt sich für mich auch der Kreis und es steht fest, dass so viel von unserem Wissen bereits seit Jahrtausenden bekannt ist und erfolgreich weitergegeben wurde.