Hafer in der Pferdefütterung: Wissenswertes und Fakten

Hafer in der Pferdefütterung
Hafer ist seit über 2.000 Jahren von großer Bedeutung in der Pferdefütterung und wird oft zu Unrecht verteufelt. Schon im alten Rom wurde den Streitrössern Hafer gefüttert, so bekamen sie einen Energieschub für ihre Arbeit. Doch warum ist Hafer das ideale Getreide fürs Pferd? Und warum hat er einen so schlechten Ruf? Lies in diesem Blogartikel die Vor- und Nachteile der Haferfütterung.

Was ist Hafer und warum ist er so beliebt in der Pferdefütterung?

Hafer ist eine der gesündesten Getreidesorten. Im Gegensatz zu Mais, Weizen und Gerste ist die im Hafer enthaltene Stärke leichter verdaulich (dünndarmverdaulich) und liefert schnelle Energie. Hafer gehörte ursprünglich zur Familie der Rispengräser und wurde in der traditionellen chinesischen Medizin zur Regulierung des Blutzuckerspiegels verwendet. Auch heute noch wird Hafer in der Naturheilkunde bei Unruhe, Einschlafstörungen, Spannungszuständen, Entzündungen und Hauterkrankungen eingesetzt.

Im Hafer sind viele wichtige und für Pferde gesunde Inhaltsstoffe enthalten. So hat er einen hohen Anteil an essenziellen Aminosäuren, welche besonders wichtig für den Pferde-Stoffwechsel sind und als Bausteine für körpereigene Proteine dienen. Hafer hat einen guten Lysin-Gehalt. Lysin zählt zu den limitierenden Aminosäuren, welche besonders wichtig für den Leber- und Muskelstoffwechsel sind. Hafer enthält natürlich auch Mineralstoffe wie Kalium, Magnesium, Calcium, Phosphor und die Spurenelemente Eisen, Zink und Selen. Der genaue Anteil ist abhängig vom Boden, auf welchem er gewachsen ist.

Des Weiteren hat Hafer einen hohen Fettgehalt mit 5 – 6 % im Haferkorn und einen hohen Gehalt an ungesättigten Fettsäuren. Damit liefert Hafer dem Pferd wertvolle Energie. Die enthaltenen Schleimstoffe wirken sich ebenfalls positiv auf die Verdauung des Pferdes aus. Mit einer richtigen Menge an Hafer im Pferdefutter kann sogar die Verdauung angeregt werden. Außerdem hat Hafer im Gegensatz zu anderen Getreidesorten einen hohen Rohfaseranteil von 10 %.

Doch warum hat Hafer oft so einen schlechten Ruf?

Hat Hafer auch Nachteile in der Pferdefütterung?

„Den sticht der Hafer“ – ist ein bekanntes Sprichwort unter Pferdebesitzern. Doch, dass Pferde vom Hafer die Nerven verlieren und schlechter händelbar werden, ist nicht wissenschaftlich belegt. In der Regel liegt es an der Menge, welche dem Pferd gefüttert wird. Hafer enthält viel Energie und kann mit einer nicht bilanzierten Raufuttergabe zusammen dem Pferd schon einen Energieüberschuss liefern. Mit zu viel Energie von Heu und Hafer wird ein Pferd dann unter Umständen lustig.

Damit es nicht so weit kommt, sollten Sie immer den Energiegehalt in der gesamten Futterration berücksichtigen.

Auf eine evtl. schlechte Qualität des Hafers und einem Pilzbefall der Spelze kommen wir später noch zu sprechen.

Wie viel Hafer darf ein Pferd pro Tag fressen?

Wie viel Hafer darf ein Pferd pro Tag fressen?

Wie bei allen Futtermitteln kommt es hier ganz individuell auf das Pferd, die Arbeit, die das Pferd verrichtet und die Rasse des Pferdes an. Es kann natürlich hier keine pauschale Aussage getroffen werden. Sie sollten Hafer Ihrem Pferd immer bedarfsgerecht, also abhängig vom individuellen Energiebedarf des Pferdes, füttern. In erster Linie sollte der Energiebedarf des Pferdes über das Grundfutter wie Heu und Gras gedeckt werden. Für die meisten Pferde reicht das Grundfutter als Energielieferant völlig aus. Nur Pferde, die Arbeit leisten, also im Sport gehen oder deutlich mehr arbeiten, haben einen höheren Energiebedarf. Diesen Pferden kann Hafer als Zusatzfutter gefüttert werden. Hafer wird schon zu 80 % – 90 % im Dünndarm verdaut. Kommt zu viel Stärke im Dickdarm an, dann führt dies zu einer Verschiebung der Darmflora und einer Belastung der Entgiftungsorgane. Keine andere Getreidesorte hat diese hohe Verdaulichkeit der Stärke im Dünndarm. Daher ist Hafer immer noch das Getreide, welches am besten für Pferde geeignet ist.

Wie wird Hafer vom Pferd verdaut?

Enzyme wie die Amylase sind für die Verdauung im Dünndarm verantwortlich, welche aber nur begrenzt zur Verfügung stehen. Je nach Rasse und Pferd und Regelmäßigkeit der Haferfütterung kann ein Pferd pro Mahlzeit zwischen 0,5 und 1 g Stärke je kg Lebendmasse im Dünndarm verdauen. Je nach Sorte und Erntezeitpunkt hat 1 kg Hafer zwischen 350 und 600 g Stärke. Die meisten Pferde, vor allem Robustpferde, dürften mit 0,5 kg Hafer bereits ihre enzymatische Stärkeverdaulichkeit erreicht haben. Übersteigt die Stärkemenge die Verdaulichkeitsschwelle, verschiebt sich die Verdauung in den Dickdarm. Hier wird die Stärke durch Fermentation verdaut, was eine pH-Wert-Verschiebung zur Folge hat und die Entgiftungsorgane belastet.

Was ist gesünder fürs Pferd: Haferflocken, gequetschter oder ganzer Hafer?

Normalerweise wird Hafer aufgrund seiner Größe von Pferden ausgiebig gekaut, so kann er sehr gut verdaut werden. Hier ist ein Flocken oder Quetschen nicht notwendig. Sollte dein Pferd Hafer aber eher schlingen und nicht ausreichend zerkauen, dann ist ein Aufschließen des Korns durchaus sinnvoll.

Grundsätzlich sollten folgende Pferde gequetschten Hafer bekommen:

  • junge Pferde bis ca. 4 Jahre, die ihren Zahnwechsel noch nicht abgeschlossen haben
  • Pferde mit EOTRH und Einschränkungen der Kaufähigkeit
  • Pferde, die schlingen und sich wenig Zeit zum Kauen nehmen
  • alte Pferde mit abgenutzten Kauflächen
  • Pferde mit verlorenen Zähnen

Frisch gequetschter Hafer hat aufgrund des hohen Fettanteils nur eine kurze Haltbarkeit. Wenn Sie keine Haferquetsche haben, dann können Sie gerne Haferflocken nehmen. Diese sind thermisch behandelt, damit länger haltbar und dann die bessere Alternative.

 

Soll ich lieber Gelbhafer, Schwarzhafer oder Grünhafer füttern?

Die Farbe des Hafers ist grundsätzlich erst einmal egal. Egal ob Schwarzhafer oder Gelbhafer, beides ist in Ordnung. Wichtiger als die Farbe ist die Haferqualität und die fachgerechte Lagerung.

Sie können die Qualität des Hafers ganz einfach selbst testen: Nehmen Sie ein Glas voll Leitungswasser und geben Sie eine Handvoll Hafer hinein. Je mehr der Haferkörner nach unten sinken, desto besser ist die Qualität. Wird das Wasser allerdings sehr trüb dabei, dann haftet viel Schmutz und Milbenkot am Hafer.

Auch sollten Sie am Hafer immer riechen. Er darf nicht modrig oder beißend riechen, dies ist ebenfalls ein Hinweis auf schlechte Qualität. Guter Hafer ist goldgelb bis braungelb. Er darf nicht dunkel werden oder eine ungleichmäßige Färbung zeigen.

Den Energiegehalt können Sie ermitteln, indem Sie einen Liter Hafer wiegen. Ist das Gewicht 550 g oder höher, enthält der Hafer besonders viel Energie. Die Mineralien und Faserstoffe befinden sich eher in der Spelze (Schale). Nackthafer (eine Züchtung ohne Spelze) ist entsprechend energiereicher und faserärmer und damit eher für Pferde des Leistungssports geeignet.

Wichtig: fütteren Sie ein gutes Mineralfutter zum Hafer

Neben Gras und Heu und Hafer müssen Sie Ihrem Pferd noch ein gut abgestimmtes Mineralfutter füttern. Denn die Inhaltsstoffe reichen heutzutage meist nicht mehr aus, um die Nährstoffversorgung Ihres Pferdes sicherzustellen. Hafer ist sehr phosphorreich, aber kalziumarm. Das optimale Kalzium-Phosphor-Verhältnis in der Gesamtration des Pferdes liegt zwischen 1,5:1 bis 2,5:1. Daher sollten Sie den Kalziumbedarf Ihres Pferdes mit einem Mineralfutter ausgleichen und einen Mangel an Spurenelementen abdecken.

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